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Anthropospeläologie
Anthropospeläologie – was ist denn das?
Unter Höhlenforschung kann sich auch der Laie etwas vorstellen, aber Anthropospeläologie?
Bei der Bezeichnung handelt es sich um ein Kunstwort, zusammengesetzt aus Speläologie und Anthropologie, die der "Große Brockhaus" wie folgt definiert: "Die Wissenschaft vom Menschen, seiner Entstehung, Entwicklung, sowie von den menschlichen Verhaltensweisen in den Auseinandersetzungen mit der Umwelt." (vgl. Der große Brockhaus).
Ich denke, wenn man das letzte Wort, Umwelt, durch Höhle ersetzt, kommt man einer Definition schon sehr nahe. Es geht um die Beziehungen zwischen Mensch und Höhle im weitesten Sinne und durch alle Zeiten, von der Urgeschichte, der Entstehungsgeschichte der Menschheit bis zur Jetztzeit.
Und erstaunlich häufig finden sich diese Beziehungen, ob durch Archäologie nachgewiesen oder aus den Bereichen Religionen und Sagen. Sehr häufig sind auch ganz "moderne" Berührungen: Nutzung von Höhlen im Krieg, als Wohnstätten, als Zufluchtsstätte von Verfolgten oder aber die touristische Nutzung als Schauhöhle. Dort, wo der Mensch sich aufhält, verändert er oft seine Umwelt – so ist der Übergang zu künstlichen Objekten oft ein sehr fließender.
Es handelt sich bei der Anthropospeläologie also um eine typische fachübergreifende Disziplin mit Ausstrahlung auf zahlreiche andere Fachgebiete – bis hin zur Weiterführung in der Psychologie, beispielweise, wenn es um Wirkungen des Phänomens Höhle auf den Menschen (und seine Psyche) geht.
Der Begriff der Anthropospeläologie ist dabei keine ganz neue Schöpfung, Trimmel benutzt ihn in seinem Grundlagenwerk von 1968 als erster Autor. Wie er selbst sich erinnert, wurde der Begriff von ihm geprägt und auf dem Ersten Internationalen Kongress für Speläologie 1953 in Paris erstmals verwendet.
Als Gliederungsbegriff des Wissenschaftsgebietes der Speläologie hat er sich durchgesetzt.
Kusch (1998) bezeichnet die Anthropospeläologie als eines der 5 Tätigkeitsgebiete der Höhlenkunde neben der Biospeläologie (Höhle und Karst als Lebensraum für Pflanzen und Tiere), Geospeläologie (Entwicklungen und äußerliche Erscheinungsformen des Karst- und Höhlenphänomens), angewandte Speläologie ( (Auswertung der Karstlandschaft und Höhlen, vor allem im Hinblick auf wirtschaftliche Nutzung) und technische Speläologie (Methoden und Möglichkeiten der praktischen Forschung und ihrer Schwierigkeiten. (vgl. Kusch 1998 S. 10 f.)
Man könnte aber - was hier vorgeschlagen wird - die angewandte Speläologie ebenfalls zur Anthropospeläologie dazunehmen und erhält dann vier gut abgrenzbare Arbeitsgebiete der Höhlenkunde - siehe Grafik unten.
Wie auch immer - wer sich damit beschäftigt, wird ein faszinierendes und unendlich vielfältiges Gebiet entdecken - mögen diese Seiten ein kleiner Appetithappen sein ...